Mancher Besucher der alten Stadt Königshofen wundert sich über den seltsamen Stein mit seinen vier halbkugeligen Mulden, von denen Röhren zu Öffnungen unter den Rand des Steines führen.
Wann der Kornstein aufgestellt wurde, lässt sich mit Sicherheit nicht feststellen, aber er stammt aus der Zeit, als Königshofen der bedeutendste Vieh- und Getreidemarkt des Grabfeldgaues unter den Hennebergern war. Die Mulden des Steines waren die amtlichen Getreidemaße, und noch vor 100 Jahren wurde das Getreide darin ausgemessen, also nicht gewogen. Messungen nach Gewicht waren noch unbekannt. Es wurde glattes und rauhes Korn »gestrichen«.
Zum glatten Korn gehörten Roggen, Weizen, Erbsen und Linsen, zum rauhen Korn Hafer und Gerste. Gemessen wurde nach Maltern, Metzen, Vierteln und Achteln. Das Malter Roggen enthielt fünf Achtel und eine Metze, das Malter Hafer aber sechs Achtel, zwei Metzen und zwei Viertel. An dem Kornstein wurde also das »gestrichene Maß« beim Getreidekauf ermittelt, und durch die Öffnung unter dem Stein lief das Korn in den Sack. Ein umständliches Verfahren, wenn größere Mengen erhandelt wurden, zumal allerorten, selbst in gleichen Grafschaften, verschiedene Getreidemaße üblich waren.
Es muss geradezu ein Aufatmen durch das Land gegangen sein, als 1872 Dezimalmaße und Gewichte eingeführt wurden.